Die Naturforscher sind Sklaven ihres Hirns

20-7-2012

Die Hirnforscher glauben, dass das Bewusstsein ein Produkt elektrochemischer Reaktionen ist. Sie meinen also offensichtlich, dass die Materie die Fähigkeit besitzt, Geist zu produzieren. (Niemand ist allerdings auf die Idee gekommen, im Labor Geist herzustellen.)

So wie nun die Gläubigen jeder Glaubensrichtung an das Unfassbare (Metaphysische) felsenfest glauben, haben auch die Wissenschaftler etwas, woran sie inniglich glauben. Nur dass dies» die handfeste« Natur ist, die eben durch die unendlichen Erscheinungen der Materie wahrgenommen wird. (Der Volksmund sagt: Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach. Denn der Gegenstand der Physik ist im Gegensatz zu jenem der unfassbaren Metaphysik durch alle vier Sinne wahrnehmbar. Man denkt folglich, dass alles Wahrnehmbare selbst bewiesene Wahrheiten sind, auf denen man sich bedenkenlos verlassen kann. Niemand kam auf die Idee, dass es möglicherweise in unserer Welt keine selbst bewiesene Wahrheiten gibt, obwohl es bekannt ist, dass die antiken Eleatischen Philosophen bereits vor zweieinhalb Jahrtausenden lehrten, das unsere Welt trügerisch ist.)

Der amerikanische Psychologe Michael Gazzaniga ist ein renommierter Hirnforscher. In einem Interview des Nachrichtenmagazins DER SPIEGEL im Heft  50/2011, S. 149-152 das den Titel »Wir sind nur Maschinen« trug, stellten ihm die Journalisten diverse Fragen über die Existenz des freien Willens.  Ich werde hier nur eine Frage der Reporter und die Antwort des Forschers zu besten geben:

SPIEGEL: Sind wir also alle Zombies? Ohne freien Willen und Kontrolle über unsere Taten?

Gazzaniga: Zombie ist das falsche Bild. Es geht um ein tieferes Verständnis davon,  wie wir funktionieren. Das Konzept des freien Willens ist in diesem Zusammenhang bedeutungslos. Es wurde zu einer Zeit erfunden, in der die Menschen an eine Seele, ein Selbst glaubten. Die Menschen wollten sich damals versichern, dass sie aus freiem Willen handelten, dass sie nicht ein Produkt der Außenwelt sind. Diese Idee war im Christentum genauso wichtig wie in der Philosophie. Jetzt jedoch wissen wir, dass der freie Wille eine Illusion ist. Wir sind nur – wenngleich wundervoll entworfene – Maschinen, die rein deterministisch arbeiten.

Gazzanigas Interpretation über die Funde der modernen Hirnforschung deckt sich nicht so ganz mit jener all seiner Kollegen. Renommierte deutsche Hirnforscher wie Gerhard Roth, Thomas Metzinger und Wolfgang Prinz, halten zwar auch nicht viel von der Willensfreiheit und nehmen schon die bei allem herrschende Determination wahr, aber sie sind schon vorsichtiger mit ihren Aussagen.

Gazzanigas Meinung jedoch, dass früher die Menschen an eine Seele und ein Selbst glaubten, finde ich gelinde gesagt absurd. Bin ich womöglich der Einzige, der sie so versteht, als ob mittlerweile kein Mensch mehr an solch einen Ho­kus­po­kus glaubt? Und seine Antwort auf  die Frage der SPIEGEL-Journalisten endet mit dem Satz: »Wir sind nur – wenngleich wundervoll entworfene – Maschinen, die rein deterministisch arbeiten«. Für mich ist dieser Satz die Krone des Absurden. In meinem 1. Buch werden solche Äußerungen detailliert analysiert und beantwortet.

Man soll nicht etwa denken, dass ich die ermittelten Ergebnisse der Naturforscher überhaupt anzweifle. Ihr großes Problem ist nur, dass sie es nicht fertig bringen, ihre Funde logisch denkend zu interpretieren. (Es ist offensichtlich, dass sie die Macht der Logik nicht erkannt haben. Sie gehen mit ihr lässig um.) Mein Eindruck ist, dass die Naturwissenschaftler… Sklaven ihrer Sinnesorgane und ihres Gehirns – also der Materie – sind. Dies gilt allerdings nicht nur für sie sondern für alle Menschen. Und es bedeutet u.a., dass in dieser vermeintlich materiellen Welt niemand die Verantwortung für seine Taten trägt. (Folglich auch Gazzaniga nicht. Denn hier befinden wir uns in der Welt der Phänomene in der das Approximative herrscht. Der Abstand des Absoluten von ihm ist unbegrenzt. Man muss sich folglich sehr anstrengen, um seine Gedanken vom virtuellen Ramsch zu befreien, der sich während seines ganzen Lebens anhäufte. Nur wenn man dies schafft, kann man endlich mit seinem »dritten« – geistigen – Auge klar sehen.)

Die Logik verlangt zwingend, dass sich alles nach einem Generalplan entwickelt. Nur dass er nicht so konzipiert sein kann, wie ihn sich die amerikanischen protestantischen Fundamentalisten vorstellen.

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